Mittwoch, 12. September 2012

Gasteiner Bergretter am Walkerpfeiler






Bilder: Sepp Inhöger


Zwei Seilschaften der Gasteiner Bergrettung (Sepp Inhöger Bergrettung Bad Gastein & Walter Pfeffer Bergrettung Hofgastein, Hans Zlöbl Bergrettung Bad Gastein & Stefan Langegger Bergrettung Dorfgastein) gelang die erfolgreiche Begehung des 1200m hohen Walkerpfeilers, an der Grandes Jorasses (4208m) in Chamonix, bei nicht ganz einfachen Verhältnissen.
Walter PfefferWalter Pfeffer


Wir gratulieren zu dieser Leistung.




Hans Zlöbl berichtet:

Zum Einklettern wurden an der Petit Jorasses 3650m die 21 Seillängen zählende "Anouk 8-" und "Contamine 6+" bei bestem Wetter geklettert. Bis dahin hatte der Walkerpfeiler noch keine Begehung in dieser Saison. Es wurde von den Auskunftsstellen in Chamonix von zu viel Eis berichtet. An diesem Tag konnte dann aber eine sehr fitte österreichische Seilschaft das Eis brechen und die erste Begehung der Saison verbuchen. Eine SMS von "Roli" aus dem Biwak am Walker versprach noch viel Eis in der Tour, aber Eis mögen die Gasteiner ohnehin recht gern … Nach einem Rasttag im Tal war es dann am 21.08. so weit. 02:00 h Frühstück auf der Leschaux Hütte und dann bei stockdunkler Nacht durch den wild zerklüfteten Gletscher zum Einstieg. Sepp navigiert intuitiv und perfekt zum Einstieg, sodass wir früher als geplant am Pfeilerfuß stehen. Die Temperatur ist mild, zum Klettern gut, aber rund herum kracht und pfeift es. Noch im Dunkeln beginnen wir mit den Stirnlampen zu klettern. Erste Seillänge: Alles feucht und nass, auf 50m ein Haken und nicht ganz leicht. Aber wir wollen höher, an die vom Steinschlag besser geschützte Pfeilerkante. In den letzten zwei Tagen vor unserer Begehung hatte es das Eis stark ausgeschmolzen. Übrig blieben ein großteils wilder Bruch und eine fast komplett nasse, teilweise "schlutzige" Wand. Wir klettern alles mit den schweren Schuhen, Steigeisen benötigen wir am ersten Tag kaum. Die Kletterei ist schwierig und viele Stellen sind zwingend frei zu klettern. Mit den Bergschuhen aus einem "schlutzigen" Riss heraus und umgehend in eine heikle kompakte Platte hinein, das ist unser Tagesablauf. Unter diesen Bedingungen erscheint uns eine Begehung an einem Tag als nicht realistisch. Wir entscheiden uns für ein Biwak hoch oben an der trockenen Pfeilerkante. Auf einem winzigen, nur 30cm breiten Sims verbringen wir die Nacht. Wo sind nur all die guten Biwakplätze, an denen man in den Dolomiten das ganze Jahr über vorbeiklettert!? Die Gewitter in der Umgebung ziehen alle am Walker vorbei, aber der Wind zerrt die ganze Nacht an den Biwaksäcken. Insgesamt ist der Walker ein ausgesprochen abschüssiger Pfeiler, all die Absätze und Schneebänder, die man mit dem Fernglas von der Leschaux Hütte ausmachen kann, entpuppen sich als abschüssige und haltlose Platten. Der nächste Tag beginnt vielversprechend, bestes Wetter und gute Bedingungen. Es hat stark abgekühlt und jetzt klettern wir alles mit Steigeisen in gewaltiger Umgebung in kombinierter Kletterei. Die kalte windige Nacht zehrt am Körper. Dann endlich, in rote Felsen eingebettet das Ausstiegs-Couloir, eine perfekte 40cm breite Eisspur zieht hinauf zum höchsten Punkt. Nach einer kurzen Gipfelrast heißt es sich erneut konzentrieren, auf den endlos langen und schwierigen Abstieg nach Courmayeur. Ein gewaltiges Abenteuer, das man nur mit den allerbesten Freunden und Kameraden bestehen kann.





Fakten zum Walkerpfeiler:



Erstbegehung: Riccardo Cassin, L. Esposito und U. Tizzioni in drei Tagen im August 1938. Wandhöhe: 1200m - Gipfelhöhe: 4208m Länge der Route: ca.1800m / 58 Seillängen. Schwierigkeit: 6,A1 oder frei 7-, oft kombiniert. Abstieg: Kombiniert 2700 Höhenmeter.